Lenz

von Georg Büchner
Premiere am 20. Januar 2008, Opernfoyer
Zum Stück
„Den 20. ging Lenz durchs Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen. Es war nasskalt, das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. Die Äste der Tannen hingen schwer herab in die feuchte Luft. Am Himmel zogen graue Wolken, aber alle so dicht, und dann dampfte der Nebel auf und strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so träg, so plump. Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nichts am Weg, bald auf- bald abwärts. Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehen konnte."

So beginnt Georg Büchners Novelle „Lenz". Büchners biografische Skizze über Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792), Mitbegründer und Star des literarischen Sturm und Drang, Autor von Der Hofmeister und Die Soldaten, gescheitert an der Weimarer Klassik, verschollen und verloren gegangen in den Wirren und Untiefen der eigenen Seele, erfroren im russischen Winter in den Straßen Moskaus ...

„Herr L ..." überschrieb Johann Friedrich Oberlin das Manuskript seiner Aufzeichnungen über den Dichter Lenz. Was an den Anfang eines Kafka-Romans denken lässt, notierte der elsässische Pfarrer, um seinen Straßburger Freunden gegenüber Rechenschaft abzulegen über jene 20 sonderbaren Winter-Tage, die er Lenz 1778 in seinem Pfarrhaus in Waldersbach beherbergte. Den 22-jährigen Dichter Georg Büchner faszinierten sie später so, dass sie zur Vorlage für seine Novelle „Lenz" wurde. Büchner schrieb 1835 aus Straßburg, wohin er vor den großherzoglich-hessischen Polizeibehörden geflohen war, an die Eltern nach Darmstadt: „Ich habe mir hier allerhand interessante Notizen über einen Freund Goethes, einen unglücklichen Poeten Namens ‚Lenz' verschafft, der sich gleichzeitig mit Goethe hier aufhielt und halb verrückt wurde. Ich denke darüber einen Aufsatz in der deutschen Revue erscheinen zu lassen." Der Text blieb unvollendet und wurde erst nach Büchners Tod veröffentlicht.
Besetzung
Leitung: Andree Gubisch, Michael Steindl