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Opium­rausch und die Poe­sie des Schö­nen

Festkonzert der Universität Duisburg-Essen 2023
Felix Mendelssohn Bartholdy
Violinkonzert e-Moll op. 64
Hector Berlioz
Symphonie fantastique op. 14


Mendelssohns Violinkonzert ist eines jener Stücke, die direkt ins Herz
treffen. Seine Zartheit und Schönheit berührt. Bis heute hat es seinen Zauber
bewahrt. „In der glücklichen Vereinigung von geadelter Virtuosität und
poetischer Bedeutsamkeit des Inhalts ist es bisher nicht überboten worden“,
sagt der Komponist Arnold Schönberg. Fernab großer Virtuosenposen lässt
Mendelssohn den Geist der Klassik aufleben – eine Poetik in vollendeter
Form, in der sich das romantische Ich stets zurücknimmt.

Berlioz, der Zeitgenosse, schreibt sich sein Liebesleid vom Herzen. Seine
Symphonie fantastique ist gleichsam fesselnd wie verwirrend, benutzt sie
doch – erstmalig in der Geschichte – ein dramatisches Programm: „Aus dem
Leben eines Künstlers“. In ungehemmter Tätigkeit der Fantasie hingebend,
wollte Berlioz aufsehenerregend Neues erschaffen, eine Sinfonie als Vision
im Opiumrausch: Glocken tönen, Klarinetten schreien, Harfen rauschen,
Pauken grollen. Der Gang zur eigenen Hinrichtung. Alles erscheint wie eine
pathologische Selbstinszenierung – weltfern in kompensierender Stilisierung
eines einsamen Helden-Priesters. So endet dieses neutönend-bizarre
Künstler-Drama in der Einsamkeit des Rausches, im Traum vom Tod, isoliert
und entfremdet. Packend!
Team
Oliver Leo Schmidt
Besetzung
Anne Luisa Kramb